Hoeneß hinter Gitter?

Das war ein Paukenschlag zu Prozessbeginn! Uli Hoeneß verkündet am ersten Verhandlungstag, dass seine Steuerschuld doch etwas höher war, als die zu verhandelnden 3,5 Millionen. Lockere 15 Millionen mehr, also rund 18,5 Millionen, sollte diese Steuerschuld, gemäß angeblich zu spät eingetroffener Unterlagen, betragen.

Am zweiten Verhandlungstag wurde diese nicht sehr kleine Zahl von einer Finanzbeamtin aus Rosenheim auf insgesamt 27,2 Millionen dotiert. Unter Zugrundelegung einer für Hoeneß günstigen Berechnung, versteht sich. Dass die tatsächliche Höhe der hinterzogenen Steuer in einer Grauzone liegt und somit schwer zu erahnen ist, versteht sich dabei auch. Allerdings ist bekannt geworden, dass die Unterlagen nicht erst letzte Woche, sondern bereits seit März 2013 vorliegen sollen.

An der Intention Hoeneß‘, hier reinen Tisch machen zu wollen, darf man also ohne weiteres zweifeln. Anscheinend sollte hier nur eine Art Joker ausgespielt werden, nach dem Motto: Seht her, ich lege alles schonungslos offen. Die anschließende Hochrechnung der Finanzbeamtin aus Rosenheim aus kistenweisen Unterlagen hatte Hoeneß anscheinend nicht auf der Rechnung.

Allein die Unterlagen lose in Kisten verpackt vor Gericht vorzulegen ist allein schon eine Unverschämtheit. Als Unternehmer und erfolgreicher Manager sollte Hoeneß über Sorgfältigkeit von Buchungsunterlagen Kenntnis haben. Die weitere Unverschämtheit ist hierbei eine Vortäuschung falscher Tatsachen. Die Unterlagen lagen bereits seit 18.03.2013 vor. Warum sie dem Gericht unter Vortäuschung dessen, dass die Schweizer Bank  die Daten sehr spät übermittelt hätte, erst zum Prozessauftakt (wie günstig) vorgelegt wurde, ist nicht wirklich geklärt worden. Siehe dazu:

+++ 12.10: Steuerfahnderin belastet Hoeneß schwer +++
Die Steuerfahnderin belastet FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß massiv. Laut der Zeugenaussage hielt Hoeneß Unterlagen zu seinen zwei Schweizer Konten über ein Jahr vor den Finanzbehörden zurück. Hoeneß‘ Verteidigung habe die PDF-Dateien erst am 27. Februar abgegeben. Seine Bank habe die Dateien aber bereits am 18. Januar 2013 erstellt.

Quelle: http://www.stern.de/sport/fussball/steuer-prozess-politiker-fordern-hoeness-zum-ruecktritt-auf-2095744.html ab 12.10 Uhr

Update: Heute hat wohl ein EDVler des Rosenheimers Finanzamtes ausgesagt, die Unterlagen wären vom 20.02.2014. Allerdings weichen die Aussagen der berichtenden Medien stark voneinander ab. So drückt sich die Schweriner Volkszeitung etwas gestelzt aus und sagt, dass einige Teile schon älter sind, manche wiederum etwas jüngeren Datums. Der Focus berichtete, standesgemäß natürlich, der EDVler hätte Hoeneß entlastet und die Unterlagen wären vom 20.02.2014. Sucht Euch etwas aus 😉

Links: Schweriner Volkszeitung, Focus

Die Staatsanwaltschaft forderte für dieses Verbrechen 5,5 Jahre Haft, die Verteidigung Freispruch. Das Gericht erkannte auf 3,5 Jahre Haft ohne Bewährung. Immerhin! Ich hätte tatsächlich auf Freispruch getippt, da die Verfahren gegen Prominente, die Straftaten begangen haben, ja hierzulande bekannt sind. Tatsächlich erfolgte keine Feststellung des Gerichts auf eine besondere Schwere der Tat. Denn dann hätten bis zu 10 Jahre Haft gedroht. Also doch ein Promibonus? Die Forderung des Staatsanwalts lag schon weit darunter, das Gericht gab noch mehr Bonus.

Siehe dazu auch die Wirtschaftswoche unter „Droht Hoeneß eine Gefängnisstrafe?“

Nun hat der Anwalt von Hoeneß schon angekündigt, Revision einzulegen. Steht ihm natürlich nach geltendem Recht zu. Ich sehe es allerdings so, dass er das macht, zeigt doch eigentlich die nicht vorhandene Reue von Hoeneß und das, was er schon mit der fehlerhaften und nicht wirklich ehrlichen Selbstanzeige bewirken wollte. Fehlendes Unrechtsbewußtsein und der Versuch davonzukommen.

Ich bin natürlich kein Jurist, aber allein diese Unverschämtheiten hätten mir gereicht, ihn auf höchstmögliche Strafe zu verurteilen. Die Wohltaten, die Hoeneß ja zweifellos verübt hat, sind mit ergaunertem Geld bezahlt worden und konnten von ihm auch wieder steuerlich geltend gemacht werden. Ein Hohn, dieses stets als Argument anzuführen, ihn nicht oder nur geringstmöglich zu verurteilen.

Jetzt können wir uns auf ein Urteil des BGH freuen, welches mutmaßlich einen weiteren Promibonus geben wird und die Strafe wird wahrscheinlich so bei 2 Jahren auf Bewährung landen und das relativ milde Urteil aus München wird aufgehoben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hoeneß in den Knast geht, dafür haben einfach zu viele Geldfeudale ihre Finger im Spiel.

Einzig die Freude, den Moral-Uli mal wieder mit hochrotem Kopf zu sehen, hat Spaß gemacht. War er es doch, der seine Verbalattacken auf andere ritt, ohne Rücksicht auf Verluste. Unvergessen auch der Auftritt bei Jauch, den man hier noch einmal bewundern kann  oder auch ein kleiner Zusammenschnitt mehrerer Zitate hier.

Einige Bayern-Fans (Gibt es die überhaupt? Heißen die nicht „Anhänger“ oder „Jünger“?) sehen nur den großen Uli Hoeneß, der seinen Verein stark gemacht hat und lehnen eine Verurteilung aus diesen Gründen ab. Wäre der gleiche Prozess gegen Rauball von Dortmund, sie würden wahrscheinlich das Hängen desgleichen fordern. Hier sind sehr viele Kleingeister am Werk. Sehr fraglich auch, warum diese Kleingeister ihre Foren in den Medien bekommen. Überhaupt kommen Reporter vom Bayerischen Rundfunk mit dem auf dem Mikro prangenden BR nur schwerlich von der Rhetorik weg, alle anderen für die Steuerhinterziehung verantwortlich machen zu wollen, nicht aber ihren Gott Hoeneß himself. Ein Umstand, der mich, unter anderem, dazu inspirierte, diesen Beitrag hier zu verfassen.

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