Die Ukraine, die Krim und die westlichen Medien

Die meisten Menschen in Deutschland haben keine Beziehung zur Ukraine und sehen die Vorkommnisse, wie ich, auch nur im Fernsehen oder lesen Berichte darüber in Zeitungen oder im Internet oder, noch schlimmer, sie sehen sich die täglichen Labersendungen dazu an, wie ich es auch ständig mache. Ist leider ein innerer Zwang, manche müssen mich für bekloppt halten. So bildet sich langsam eine Meinung, die hilft, die Geschehnisse in der Ukraine besser zu verstehen. Ja? Tut sie das wirklich?

Ich bin fernab davon, Russland oder Putin nah zu stehen. Die diktatorischen Züge dieses ehemaligen KGBlers und seinen daraus resultierenden Führungsstil finde ich widerwärtig. Genauso halte ich auch sehr wenig von der Politik der Vereinigten Staaten. Obama fand ich mal gut, anfangs, weil er es schaffte, diese erzkonservativen Kräfte des Landes bei der Wahl zu schlagen. Und dann? Dann kam nur noch heiße Luft, nicht mehr. Ich glaube, egal, wer amerikanischer Präsident ist, die Macht verdirbt einen dort nur.

Warum schreibe ich das? Ich möchte verhindern, dass man mich in eine Ecke stellt, in die ich nicht gehöre. Ich bin kein russlandgläubiges Schäfchen, dass der Propaganda, die es zweifelsfrei gibt, zum Opfer fallen möchte. Aber, und das betone ich hier nach alter Politikersitte in aller Deutlichkeit, ich sehe auch die eiskalte Propaganda des Westens, die sich in der Wortwahl und teilweise Unterlassung von Nachrichten (Zensur?) niederschlägt.

Seitdem die Unruhen in der Ukraine ausgebrochen sind, fühle ich mich in die Hochzeit des kalten Krieges zurückversetzt. Wie auf ein unhörbares Kommando hin setzt sich die Medienmaschinerie in Gang und brüllt in einem fort das Vokabular des kalten Krieges hinaus in die Welt. Und das nicht nur in Deutschland, diese Schlacht wird in der gesamten EU und USA geschlagen.

Ich habe zu Beginn der Unruhen schon gesagt, die EU sollte ihre Finger aus dem Konflikt heraushalten. Stattdessen unterstützten vor allen Dingen die konservativen Parteien die „Aufständischen“ – ich nenne sie jetzt mal so – nach Kräften. So z.B. einen der Oppositionsführer Vitali Klitschko. Eiskalt, ohne die Befindlichkeiten Russlands auch nur zu überdenken, sollte ein Anschluß der Ukraine an die EU forciert werden. Damit nicht genug, die NATO hat auch schon Interessen an einer Mitgliedschaft der Ukraine bekundet.  Die Sorgen Moskaus wurden mit einer handvoll Geld einfach hinweggewischt. Ich frage da wirklich, geht’s noch? Ich nenne das Brandstiftung am Frieden in Europa. Hat die EU und die USA wirklich gedacht, Russland nimmt dies in seinem Vorgarten einfach so hin? Da haben sie Russen aber stark unterschätzt.

Fortan tobte der Machtkampf auf dem Maidan in Kiew in all seinen grausamen Facetten. Hier im Westen weiß niemand genau, wer dort genau für was stand und kämpfte. In den deutschen Medien wurde ja meist auch nur vom bekannten Boxer Klitschko berichtet, aber dieser ist eine eher kleine Nummer als einer der Oppositionsführer, so habe ich es wahrgenommen. Dann wurde der Kampf härter und es gab die ersten Toten. Immer noch wußte man nicht, wer oder was sich aus dem Machtkampf entwickeln würde. Klar war aber auch, dass starke rechte Kräfte dabei waren, massiv Gewalt auszuüben. Drei oder mehrere Leute davon sitzen jetzt sogar in der Übergangsregierung der Ukraine.

Die deutschen Medien zeichneten und zeichnen nach wie vor hier das Bild eines ruhmreichen Kampfes gegen einen diktatorischen Machthaber Janukowitsch. Als es hieß, Janukowitsch setzt Heckenschützen gegen sein eigenes Volk ein, war der Aufschrei hier sehr groß. Verständlicherweise! Nun aber gibt es Erkenntnisse darauf, oder sagen wir besser Hinweise, dass es vielleicht nicht Janukowitsch war, der Heckenschützen gegen sein Volk einsetzte, sondern evtl. geheime Mächte, die auf beide Seiten, Demonstranten und Polizei schießen ließen.

Ein abgehörtes Telefonat zwischen Ashton und dem Estnischen Premier Paet soll diese haarsträubende Meldung beweisen. Tatsächlich ist das Telefonat echt, es wurde von Seiten Estlands bestätigt. Paet teilt Ashton mit, dass es eine Ärztin gäbe, die viele Schußopfer betreut hätte und aussagte, es gäbe Anzeichen dafür, dass die Sniper (Heckenschützen) des Maidan auf Teilnehmer beider Seiten geschossen hätten. Das würden Untersuchungen an Demonstranten und Polizisten belegen. Außerdem gäbe es Fotos und Paet müsse stark annehmen, dass die Heckenschützen nicht von Janukowitsch geschickt, sondern von Demonstranten beauftragt wurden, um dies Janukowitsch in die Schuhe schieben zu können.

Eine Hammermeldung, die alles in Frage stellen könnte, was über den Aufstand berichtet wurde! Allein der offizielle Charakter des Telefonats, ok, es wurde abgehört, who cares, ist doch schon sehr beeindruckend und hätte gereichen müssen, Meldungen darüber abzusetzen. Nein, die ersten Meldungen kamen über das Ausland und schwappten so langsam bei Twitter herein. Ich selbst habe die ersten Meldungen gegen 12 oder 13 Uhr bei Twitter gesehen, diese können aber schon weit früher gekommen sein. Ein, zwei deutsche Zeitungen kamen dann etwas später auch, das war es aber. Im Fernsehen liefen die Dokumentationen über Kubakrise, Mauerbau und Spionage zwischen Ost und West nach wie vor unbeeindruckt rauf und runter. Keine Meldung in den Nachrichtensendungen. Stattdessen weitere Polemik gegenüber Putin.

Erst am Abend kamen dann (nach Absprache?) weitere Zeitungen hinter dem Ofen vor, berichteten etwas unwillig und stellten die Erkenntnisse gleich wieder in Frage. Im Fernsehen gab es den Anne Will Talk und diese stellte dann tatsächlich kurz die Frage, ob wir denn sicher sein können, dass Janukowitsch tatsächlich für den Einsatz der Heckenschützen verantwortlich gemacht werden könne. Der kalte Krieger Elmar Brok, der für die CDU in Europa sitzt, bügelte das gleich ab und sagte, er hätte selber gesehen, wer geschossen habe und nun zu sagen, die Demonstranten wären es gewesen, wäre hanebüchen. Sonst nix, keine weitere Meldung darüber, nix. Am späten Abend paßte dann die Meldung, die Ärztin hätte ihre Aussage, die Grundlage des Telefonats zwischen Ashton und Paet gewesen ist, zurückgezogen und dementiert, ins Bild.

Seitdem geht es weiter mit Propaganda gegen Putin in den Medien und jedem, der etwas zu seinen Gunsten sagt, wird entgegengehalten, er wäre von Moskau aus gesteuert und würde nur Propaganda betreiben. Wie die Kommunistenhatz der McCarthy-Ära. Sagst Du nichts für den Westen, bist du für Putin. Ein trauriges Bild, was der Westen, der sich die Intervention Russlands auf der Krim selber zuzuschreiben hat, hier abgibt. Wir fallen zurück in alte Zeiten, Geschichte wiederholt sich eben immer, Dummheit leider auch und die stirbt nicht aus, solange es die Menschheit gibt.

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